Dr. Gerald Hüther: Mädchen und Jungs - wie verschieden sind sie?

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2016-04-07に共有
Der Hirnforscher Dr. Gerald Hüther referierte bei der Fortbildungsveranstaltung zum Girls´ Day zum Thema „Mädchen und Jungen – wie verschieden sind sie?“. Er zeigt, wo und wieso es Unterschiede in der Entwicklung beider Geschlechter gibt und wie sich diese auswirken.

Gerald Hüther stellte auch die Sinnfrage, ob es denn einen Girls´ Day geben müsse und ob dieser sinnvoll sei. Seine im Vortrag geäußerten Aussagen, dass Frauen & Mädchen sowieso in die Naturwissenschaft gehen, so wie sie auch in den „Fußball gegangen sind“ und dass sie nun auch zum „Mond fliegen wollen“, möchten wir (das Land OÖ & die Edugroup) an dieser Stelle nicht unkommentiert lassen.

- Wir geben Herrn Hüther recht, dass Frauen auch in die Naturwissenschaften und technische Berufe gehen und dort vertreten sind, nur sind sie dort stark unterrepräsentiert (könnte geschätzt jener Quote nahe kommen, wie der Quote im Fußball)

- Der Aussage, dass punktuelle Tage nur wenig bringen, können wir grundsätzlich auch zustimmen. Jedoch ist der Girls´ Day nur eine Maßnahme von vielen, um Mädchen für Naturwissenschaft und Technik zu begeistern – und das quer durch alle Altersstufen (TechnikBoxen in allen OÖ Volksschulen, Power Girls, FIT – Frauen in die Technik, MIT – Mädchen in die Technik, …). In Anbetracht des breiten Angebotes an Maßnahmen sind wir überzeugt, dass diese Impulse durchaus meinungsbildend und motivierend wirken können.

- Der Aussage, bei Projekten, wie dem Girls´ Day, würden die Teilnehmerinnen zu Objekten gemacht (dh. Jemanden zur Durchsetzung seiner eigenen Interessen zu benutzen) können und wollen wir uns nicht anschließen. Wir wollen Mädchen abseits von Genderklischees die Bandbreite an (Ausbildungs)Wegen aufzeigen, dazu bräuchte es vor allem ein Elternhaus, das den Kindern diese Möglichkeiten offenlegt und zugänglich macht. Dies ist leider oft nicht der Fall, darum sehen wir es als unsere Aufgabe, Mädchen über deren Chancen zu informieren. Wir zwingen niemandem einen Weg auf. Dass sich die Wirtschaft bzw. Institutionen über mehr Mädchen in technischen Berufen freuen, sehen wir nicht als zum „Objektmachen von Mädchen“ sondern als eine Win-Win –Situation.

- Wir würden uns freuen, wenn derartige Förderungsprogramme wie Girls´ Day und Co irgendwann nicht mehr notwendig sind, weil Mädchen und Burschen sich frei nach ihrer Begabung dort hin orientieren können, wohin sie wollen – da wir nach wie vor aber nicht glauben, dass es von Natur aus gegeben ist, dass Mädchen zur Einzelhandels- und Bürokauffrau oder Friseurin geboren wurden sondern in vielen Facetten ihre Begabungen und Träume haben, werden wir auch in Zukunft an unseren Bemühungen festhalten.
(Quelle WKO: wko.at/statistik/wgraf/2015_03_Lehrlinge_M%C3%A4dc…)

Der Vortrag wurde im Rahmen der Girls' Day Fortbildung am 15. März 2016 in Linz aufgezeichnet.

コメント (21)
  • Bin Jahrgang 57. Weiblich, und habe mich schon immer für technische und handwerkliche Arbeiten interessiert. Ohne Girls Day baue ich Gartenwege, Zäune, repariere alle Maschinen selbst und wechsel auch den Fahrrad Schlauch. Mit meinem Mann zusammen habe ich viele Dinge gelernt und wir hatten viel Spaß uns auszuprobieren. Ebenso war ich 12 Jahre zuhause um mich mit Liebe um meine Kinder zu kümmern. Nähe Vorhänge, Puppenkleider, tapeziere jedes Zimmer. Trotzdem war ich immer stolz eine Frau zu sein. Mich interessieren alle mögliche Sachen und schaue immer ob ich es auch kann.
  • Je mehr ich von Hüther höre/sehe, desto mehr werde ich Fan von ihm....er spricht mir sozusagen aus der Seele!
  • In meiner Kindheit habe ich als Mädchen mit Puppen und mit Bauklötzen und Lego gespielt. Mit 8 hat mir mein Papa einen Werkzeugkoffer geschenkt und auch angeleitet, wie man die Sachen benutzt. Ich meiner Jugend in der zweiten Hälfte der 1980er Jahre gab es keinen Girlsday. Hätte ich möglicherweise interessant gefunden. Bei den Söhnen meiner Patentante habe ich erste Kontakte mit dem C64 bekommen und dann in der 9. Klasse als erstes und einziges Mädchen den Informatikkurs gewählt. Für meinen Lehrer war es gewöhnungsbedürftig, aber sei es drum. Inzwischen arbeite ich seit 25J in der IT eines Großkonzerns im Bereich Softwaretest. Mut lohnt sich!
  • @etsfkb
    Bin selbst Lehrer und kann nur sagen: Ein klasse Beitrag!! Erfrischend, dass hier endlich aufgehört wird, die Geschlechter und im Kern eben Menschen an sich in ihrer Verschiedenheit gegeneinander auszupielen, wie es sonst leider noch allzu oft gemacht wird. Vielen Dank dafür, Herr Prof. Hüther!
  • Frauen hatten Jahrtausende auch eine zugewiesene Rolle die sie zu erfüllen hatten. Mein Umfeld hat nicht begriffen, dass ich nicht super glücklich war nach der Geburt unseres Kindes. Das Frauen die Elternrolle lernen müssen, genau wie ein Vater auch, begreift niemand. Ich habe die grössere Befriedigung wenn ich an einem Motor herumschrauben kann, ein Babybett zimmere oder das gebrochene Scharnier vom Zaun wieder anschweissen kann. Babybrei kochen, Kinderlieder singen und mich um Spieldates kümmern - gar nicht meins. Das ist aber meine mir zugewiesene Rolle. Ich bin froh, dass diese Rollen aufbrechen, denn sie belasten viele Frauen und Männer. Nicht nur mich. Und ja, ich will auch als Frau einen Beruf der bedeutsam ist. Wir durften uns lange Zeit nicht in den Vordergrund stellen. Jetzt aber schon.
  • @vallit299
    Wir sind eben nicht gleich und das ist auch gut so! Danke!
  • Gerald Hüther - ein grosses Licht! 👏 Möge sich Dein Geist und Verständnis wie ein Lauffeuer verbreiten...
  • Ich finde diesen Mann großartig. So viel Wissen, was er einem interessierten Nicht-Fachmann äußerst gut vermitteln kann, gepaart mit dieser charismatischen, sanften Art, macht es einfach Spaß seine Videos alle durchzusehen.
  • @Leo-my7wb
    Ich habe als Mädchen in den 1990ern und 2000ern erlebt, dass ich in meinen Handwerklichen und Naturwissenschaftlichen Interessen ausgebremst wurde bzw. sie nicht beachtet wurden. Bei einem Jungen hätte man regelrecht danach gesucht. Nachdem das Kind schon in dem Brunnen gefallen war, war ein Girlsday natürlich wirkungslos. Ich bekam immer nur Puppen und wurde mal beim Ballet und mal beim Reiten angemeldet. Beides hat mir keinen Spaß gemacht. Nun braucht mir keiner anzukommen, der sagt, dass irgendwelche Bemühungen in der Gesellschaft gegenteilig wären. Nach wie vor spricht man Jungen die "Traditionell" (stark abhängig von Kultur und Epoche) männlichen Interessen zu bzw. Interpretiert ihr Verhalten entsprechend. Das selbe passiert bei Mädchen in umgekehrter variante. Eltern ertränken ihre Kinder im Blau-Pinken Alptraum uns übersehen ihre individuellen Eigenschaften und Bedürfnisse, weil sie dem falschen und sinnentleerten Gesellschaftlichen Mantra von "das ist so und wir auch immer so bleiben" folgen. Alle Eltern, die sich bemühen ihren Kindern sie ganze Spannbreite an Interessanten Dingen zu bieten haben meine Achtung. Es gibt zwischen Jungen und Mädchen Unterschiede im "Wie", aber darauf zu schließen, dass es auch einschränkende Unterschiede im "Was" zu geben hat ist fatal.
  • Noch nie hat mir ein wissenschaftlicher Vortrag die Tränen kommen lassen. Das ist einfach so gut.
  • @thilosue
    Am besten finde ich es, dass er alles in einem Lauf erzählt und Freude daran hat anderen davon zu erzählen statt sich an Folien lang zu hangeln.
  • @NF-ed4lt
    Danke das ich einne frau bin!ich hab Freude am männlichen körper-nämlich an dem von meinem Mann!ich bin glücklich darüber schon 4 mal Mutter sein zu dürfen!kinder zu gäberen ist schmerzhaft aber ein Hammer Gefühl das Männer auf diese Weise nie erleben können. Ich bin stolz eine innerlich starke aber körperlich schwächere Frau zu sein und mein Mann füllt diese Schwächen aus! Ich finde toll!
  • @Mikkosch1
    Sehr interessant und gut verständlich. Vieles ist so einfach nachvollziehbar. Wie einfach kann es sein, wenn Kinder Kinder sein dürfen.
  • Krass war das gut. Versöhnlich ohne Gleichmacherei, eine echte Bereicherung der Diskussion. Danke, Doc
  • Jungs und Mädchen sind unterschiedlich, das ist auch gut so!
  • Begegnung auf Augenhöhe ❣ Ich bin ok und Du bist ok = Wir sind ok 🎯
  • Das Argument, dass geschlechtsneutrale Produkte sich besser verkaufen, weil es dann eine größere Zielgruppe gibt, ist aber total an der Realität vorbei. Das ganze Gender-Marketing in der Intensität, in der wir es heute sehen (Kleidung, Kosmetikprodukte, Spielzeug, selbst Tütensuppen), ist doch genau dadurch entstanden, damit doppelt gekauft wird. Wenn ich erst eine Tochter und dann einen Sohn bekomme, muss ich alles nochmal neu kaufen, weil der Junge kann doch unmöglich in pinkem Prinzessinnen-Kleidchen rumlaufen und mit Puppen spielen! Durch den starken Fokus auf Geschlecht lassen sich Produkte auch viel besser verkaufen - denn Kinder haben ein sehr großes Bedürfnis, sich ihrer Gruppe zugehörig zu zeigen und bevorzugen daher die Produkte, die sie klar an ihr Geschlecht erinnern. Und auch bei Erwachsenen funktioniert dieses Marketing prima. Es ist also genau das Gegenteil der Fall.
  • Wow, ich bin total dankbar diesen Vortrag gesehen und gehört zu haben. So interessant! In jeder Hinsicht absolut genial! Vielen Dank dafür.